17. Dez. 1944
nachmittags 3 Uhr waren einige (ca 35) alte, bedürftige Leute zu einer
kleinen Weihnachtsfeier eingeladen. Herr Pfarrer Tschöpe hielt eine
Ansprache, Advents- und Weihnachtslieder wurden gesungen. St. Nikolaus,
Knecht Ruprecht und 1 Engel besuchten die Feier und brachten den Alten
eine kleine Weihnachtsgabe (je 10,- RM). Als Abschluß wurde Kaffee und
von Mitgliedern gespendeter Kuchen vorgesetzt. Erschienen waren ca 20.
15. Arbeitsabend des Caritas-Verbandes:
11. Jan. 1945.
90. Sitzung.
6. Sept. 1945.
Nach allem, was wir in der Zeit seit der letzten Sitzung (am 21. Sept.
1944) erlebten: Durchschleusen ungezählter Flüchtlinge aus den
Kriegszonen Schlesiens im Januar und Februar 1945, Zwangsweise
Evakuierung Bolkenhains am 18.2.45 durch die N.S.D.A.P., Einzug der
Russen in Bolkenhain am 8. Mai 1945, fand die erste Sitzung mit den
Caritas-Helferinnen statt, die entweder in Bolkenhain geblieben oder von
ihrer Flucht wieder zurückgekehrt sind. Herr Pfarrer Tschöpe begrüßte
die Erschienen herzlich und gibt der Hoffnung Ausdruck, daß die Helfer
und Helferinnen in der kommenden Zeit, die viel Caritas-Arbeit bringen
wird, treu weiter mit helfen wollen zum Heile von Leib und Seele unserer
Nächsten. Er gedenkt der Helferin Frau Ottilie Klauber, die erschossen
wurde.
Dann wurde bekannt gegeben, daß von unbekannter Seite ein Betrag von
1000,- RM gespendet wurde mit der daran geknüpften Bedingung, das Geld
nur an Nicht-Partei-Mitglieder zu vergeben.
Im übrigen müssen wir versuchen, die große Not im kommenden Winter zu
lindern. Wer noch etwas an Wäsche, Kleidung und Betten entbehren kann,
soll es denen, die nichts mehr haben, zur Verfügung stellen und sei es
auch nur leihweise.
Die Helferinnen wurden sodann aufgefordert, auch in seelsorglicher
Hinsicht ihren Einfluß auszuüben; besonders der Kirchenbesuch und
Sakramentenempfang durch die Kinder läßt zu wünschen übrig.
Gemeinsames Gebet beschloß die Sitzung.
Annelies Hoffmann
91. Sitzung.
den 22. Novbr. 1945.
Nach Begrüßung durch Herrn Pfarrer Tschöpe wurde die Sitzung wieder mit
gemeinsamem Gebet eröffnet. Der Herr Pfarrer führte d. B. folgendes aus:
Die schwerste Zeit steht noch bevor: der nahende Winter. Die Caritas,
die man ausschalten wollte, hat Gott selbst [?] wieder eingeschaltet, so
auch in Breslau; dort sei „Caritas“ jetzt in aller Munde. Das Wichtigste
ist: seine Mitmenschen aufzurichten, daß sie nicht das Gottvertrauen
verlieren, sondern alles in Gottes Hand legen; am Ende eines solchen
Lebens kann man sagen: so ist es das Kostbarste gewesen. Der hiesige
Caritas-Verband ist bereit, Näh-Abende (oder Nachmittags-Näh-Stunden)
einzurichten und zwar von der mit dem 26. Novbr. beginnenden Woche ab:
an jedem Dienstag, Mittwoch und Donnerstag von 2 – 5 Uhr. Dazu mögen
alte Flecke[?], andere alte Reste, alte Filzhüte, Garn u. ähnliche
Zutaten gespendet werden, zur Anfertigung von Hausschuhen, Mützen,
Kaggen[?] u. dgl. für Bedürftige, insbesondere Kinder.
Festgestellt wird weiter, daß man sich annehmen müsse: der wirklich
Kranken, alten Leute und Hilflosen, namentlich dort, wo bitterste Not
vorhanden ist u. z. B. ein Bett fehlt oder ein Mantel oder Schuhe
(Hausschuhe).
Es wird bekannt gegeben, daß z. Zt. vorhanden sind: etwas
Säuglingswäsche, ein kleiner Bestand an Kommunionbekleidung, einige
Männer-Untersachen, ein Mantel u. eine Kleinigkeit Brennmaterial. Die
bedürftigen Familien mit Kleinkindern von 1 – 5 Jahren sollen
festgestellt werden; für Weihnachten wird als Zuwendung auch an eine
kleine Tüte Zucker gedacht. Wegen Frau Heinz sollen Erkundigungen
eingezogen werden, an was es der Familie fehlt u. in welcher Weise der
Mann beschäftigt ist.
Hierauf Schluß der Sitzung mit Gebet.
Annelies Hoffmann
92. Sitzung.
den 20. Dezember 1945.
Zunächst Begrüßung durch Herrn Pfarrer Tschöpe und Eröffnung der Sitzung
mit gemeinsamen Gebet. Erschienen sind – außer dem Herrn Vorsitzenden –
7 Caritas-Ausschußmitglieder. Diesen werden die an den Näh-Nachmittagen
angefertigten Arbeiten vorgewiesen mit der Bitte, im Caritas-Büro
anzugeben, wer und was er etwa in Erfahrung gebracht hat über
Bedürftigkeit in Sachen, die notwendig gebraucht werden und durch den
Caritas-Verband geliefert werden könnten oder wo Barmittel benötigt
werden. Ferner wird bekannt gegeben, daß dem Caritas-Verband ein Quantum
Mehl zur Verfügung gestellt worden sei zwecks Verteilung und daß dafür
eine Liste mit über 100 Namen (Familien) aufgestellt worden sei. Die
betr. Personen werden von den Caritas-Helfern bestellt werden zur
Abholung der einzelnen Quanten Mehl.
Hierauf Schluß der Sitzung.
Annelies Hoffmann
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