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Niederhannsdorf
Katholische Kirche
Grundsteinlegung der neuen Kirche
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Grafschaft Glatz
 
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  18.06.1903: Wortlaut der Urkunde zur Grundsteinlegung der neuen Pfarrkirche



Kopie der Urkunde




Viereckiger neuer Turm nach dem Brand von 1810





Chor der alten Pfarrkirche, Südseite


Chor der alten Pfarrkirche, Westseite




An der neuen Pfarrkirche


Die neue Pfarrkirche
Im Namen der Allerheiligsten Dreifaltigkeit wurde heute den 18ten Juni des Jahres 1903 allhier zu Niederhannsdorf der Grundstein zu einer neuen Pfarrkirche gelegt.

Das Jahr der Erbauung der alten Kirche ist nicht bekannt; dieselbe gehört aber ohne Zweifel zu den ältesten Kirchen der Grafschaft Glatz, da sie durch den 1358 urkundlich erwähnten plebanus de Heningi villa als vorhanden nachgewiesen und 1384 unter den Pfarreien der Grafschaft Glatz in einem Manuskripte der erzbischöflichen Bibliothek zu Prag erwähnt wird. Aus dem Jahre 1391 datiert eine noch bestehende Stiftung für den Pfarrer "der Kirchen zum nedirsten Hennigsdorf"

Der einjochige nach fünf Seiten des Achtecks geschlossene Chor der alten Kirche ist mit gothischen Kreuzgewölben auf kräftigen Birnenrippen eingewölbt und mit Strebepfeilern besetzt, welche unter sich durch Bögen verbunden werden. Die stark gestelzten Rippen stützen sich in 2,20 Meter Höhe auf Kragsteine, die teils einfache geometrische Form zeigen, teils wie die Schlußsteine mit Laubwerk verziert sind. Die verhältnismäßig noch frischen Formen lassen als Bauzeit die Mitte des XIV. [14.] Jahrhunderts vermuten. Die Länge dieses Chores ist 8,90 m, die Breite 5,60 m.

Bach´s Kirchengeschichte der Grafschaft Glatz erwähnt, daß "1793 an Stelle der alten und sehr beengten Kirche eine neue und größere von Grund aus gebaut wurde." Doch könnte sich dies nur auf das Langhaus und den Turm beziehen. Aus dem Pfarrarchiv ist nichts ersichtlich. Das Schiff der Kirche mit einer Länge von 12,35 m und einer Breite von 8,60 m mit flacher Rohrdecke ist architektonisch ganz wertlos und erwies sich für die ansehnliche Kirchgemeinde schon immer als zu beschränkt und zu klein.

Die Kirche hatte 3 Altäre subtitulo St. Joannis Baptistae, welcher patronus ecclesiae ist, Ss. XIV Auxiliatorum und S. Annae; 1708 ließ Pfarrer John unter dem Triumphbogen der Kanzel gegenüber einen vierten Altar S. Joannis Nepomuceni errichten, welcher gegen 1844 wieder beseitigt wurde.

Um mehr Platz für die Kirchenbesucher zu schaffen, da die Kirche nur 28 enge Bänke von je 3,50 m Länge hatte, so wurden 1801 die Chöre neu erbaut, so daß nun 2 Seitenchöre über und ein Chor in 2 Abteilungen unter dem Musikerchore das Aussehen des Innern verunstalteten.

1810, Pfingstmontag, den 11. Juni, traf in der Nacht ein Blitzstrahl den hohen Turm mit hölzerner durchsichtiger schöner Kuppel und zerstörte die Glocken und ruinierte die Orgel. Der Turm, welcher vollständig ausbrannte, wurde nicht in der alten schönen Form wiederhergestellt, sondern einfach mit Flachwerk viereckig eingedeckt. 1812 wurden drei Glocken aus dem aufgehobenen Catharinenstifte zu Breslau für 160 Rthlr. gekauft, eine vierte, die Sterbeglocke war aus dem aufgehobenen Capucinerkloster zu Breslau; 1814 wurde die Orgel fast neu hergestellt.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden unter dem Pfarrer Franz Strauch Unterhandlungen zwischen der Gemeinde und dem Kirchenpatron Rittergutsbesitzer Heinrich Volkmer zu Niederhannsdorf gepflogen, welche aber gegen den fast allgemeinen Wunsch der Gemeinde zu dem Ergebnis führten, daß nicht ein Neubau, sondern nur ein Erweiterungs= und Reparaturbau zur Ausführung kommen solle, nachdem die Königliche Regierung zu Breslau den Antrag der Niederhannsdorfer Kirchengemeinde auf Erbauung einer neuen Kirche nicht als gerechtfertigt anerkannt hatte.

Demzufolge wurde 1863 die Kirche auf der Nordseite nach dem Dorfe zu um ein neues Männerchor erweitert, auf der südlichen Seite wurde die alte Sakristei abgetragen und auf demselben Platze am Presbyterium eine Beichthalle, darüber ein Oratorium erbaut. Diese Erweiterungs= u. Renovationsbaukosten betrugen insgesamt 1505 Reichtsthaler, wozu der Kirchenpatron 2/3 und die Kirchgemeinde 1/3 beitrug. Außerdem wurden die beiden Seitenaltäre S. Matris Dolorosae und S. Annae neu errichtet, während 1870 ein neuer einfacher gothischer Hochaltar aufgestellt wurde. 1865 wurden neue Kreuzwegbilder, 1869 eine neue Orgel beschafft, 1892 eine neue gothische Kanzel aus Anlaß des 25jährigen Priesterjubiläums des damaligen Pfarrers Großdechanten Dr. Mandel geschenkt.

Klagen über die beengte und unschöne Kirche mit 3 Emporen übereinander wurden immer wieder laut.

Am 6. August 1893 hatte der Kirchenvorstand die Renovation des Kirchturmes beschlossen. Da traf am 7. August 1893 ein Blitzstrahl den Turm und zerstörte denselben, ohne zu zünden, derart, daß er sofort zu 2/3 seiner Höhe abgebrochen werden mußte. Die darauf folgenden langen Verhandlungen zwischen Patronat, den Rittergutsbesitzer Heinrich Volkmerschen Erben, und der Kirchengemeinde, ob nunmehr ein Reparatur= oder Neubau der Kirche vorgenommen werden solle, führten in einer Verhandlung am 24. Oktober 1900, zu welcher die Königliche Regierung den Geheimen Regierungsrat Barchewitz und den Regierungs= und Baurat vom Dahl aus Breslau und den Königlichen Bauinspektor Baurat Kruttge aus Glatz entsandt hatte, zu dem Schlußresultat und Übereinkommen, daß der Patronatsbevollmächtigte Rittergutsbesitzer Max Volkmer hierselbst sich namens des Patronats zur Barzahlung von 2/3 Baukosten der von ihm vorgeschlagenen Instandsetzung und Erweiterung der Kirche mit 20 000 Mark bereit erklärte, während die Gemeinde nach ihrem Wunsche einen Kirchenneubau ausführen darf und will.

Ihr damaliger Seelsorger, der Fürsterzbischöfliche Vikar und Großdechant der Grafschaft Glatz, Prälat u. Ehrendomherr Dr. Ernest Mandel hat den Beginn dieses Neubaues nicht erlebt, da er am 18. Januar 1901 plötzlich starb. Der ihm folgende und jetzige Ortsseelsorger Robert Brauner, welcher am 12. Juni 1901 die Pfarrei übernahm, konnte vertrauend auf Gottes Hilfe und auf die Opferwilligkeit der Gemeinde sogleich den Neubau vorbereiten. Als Baugrund schenkte derselbe einen Platz neben dem Pfarrhofe, nachdem der Beschluß zustande gekommen war, die neue Kirche nicht auf die Stelle der alten, auf dem Friedhofe gelegenen, Kirche zu bauen.

Am 5. Mai 1903 legte er den ersten Baustein der Kirche.

Zu der Pfarrei Niederhannsdorf, als Ortschaft schon 1320 urkundlich erwähnt, gehörte bis in das 16. Jahrhundert die Filiale Oberhannsdorf mit der Begräbniskapelle zu Droschkau, und hatten Nieder= und Oberhannsdorf auch in der Folge bis 1672 durch einige Zeit wiederum nur einen gemeinschaftlichen Pfarrer. Heute zählt die Pfarrei, bestehend aus Gemeinde und Gutsbezirk Niederhannsdorf und Kolonie Neuhannsdorf zusammen 1396 Seelen.

Den Entwurf des Kirchenneubaues und die Zeichnungen lieferte der durch viele Kirchenbauten in Schlesien bekannte Architekt Ludwig Schneider aus Oppeln, welcher auch die Bauleitung übernahm, während die Bauausführung der Maurermeister Lauterbach aus Gabersdorf Kreis Glatz, dem schon mehrere Kirchenbauten in der Grafschaft übertragen waren, erhielt.

Die Kosten des Baues sollen mit 100 000 Mark bestritten werden. Hierzu zahlt der Patron der Kirche 20 000 M, während die Gemeinde unter sich 10 000 M durch freiwillige Sammlung aufgebracht hat und mit Erlaubnis der geistlichen Behörde und des Regierungspräsidenten zu Breslau, von Holwede, aus der Provinzialhilfskasse für die Provinz Schlesien eine Anleihe von 70 000 M mit 50jähriger Amortisation aufnimmt.

So möge denn dieser Bau, im Namen und zur Ehre Gottes begonnen, unter dem Schutze des H. Johannes des Täufers glücklich zu Ende geführt werden und auf dieser Höhe stehen zum Heil und Segen der Pfarrei Niederhannsdorf.

Er sei und bleibe ein Zeichen katholischen Glaubens, eine Quelle zeitlichen und ewigen Friedens, eine Hütte Gottes unter den Menschen. Segen und Gnade möge von hier ausströmen über die Gläubigen, auf daß sie allzeit sich treu ergeben beweisen dem vom Bischof ihnen gesandten Seelsorger, damit sie immerdar sich bekennen als gehorsame Kinder ihrer heiligen katholischen Kirche und begeistert werden zu inniger Liebe und Treue zum Vaterlande.

So geschehen im sechsundzwanzigsten Jahre des glorreichen Ponifikats seiner Heiligkeit des Papstes Leo XIII, im Beginn des sechszehnten Jahres der ruhmreichen Regierung Seiner Majestät des deutschen Kaisers Wilhelm II., als Seine Eminenz, der Hochwürdigste Kardinal Fürsterzbischof Leo Freiherrr von Skrbenský vom H. Geiste zum Oberhirten der Erzdiözese Prag gesetzt war, dessen Stellvertreter in der Grafschaft Glatz, der Hochwürdige Fürsterzbischöfliche Vikar und Großdechant Dr. Wilhelm Hohaus, Pfarrer von Habelschwerdt diesen Grundstein geweiht hat.

Im Namen +des Vaters und +des Sohnes und +des H. Geistes.
Amen.